Xbox One vs. PS4: Geschichte wiederholt sich

Xbox One vs. PS4: Geschichte wiederholt sich

 

Sony und Microsoft haben die Karten aufgedeckt. Wenn die Playstation 4 Endes des Jahres den Weg nach Europa findet, soll sie 399 Euro kosten. Microsoft will für seine Xbox One 100 Euro mehr aufrufen. Schlagkräftige Argumente für den Tarifaufschlag mag es geben, sicher: Zuverlässigere WLAN-Technik meinetwegen. Vielleicht auch bessere Einbindung ins soziale Netzwerke, oder super Web-Entertainment. Ist mir aber alles eher egal: Ich will doch nur spielen, und das eher weniger im Netz als für mich oder gemeinsam mit anderen in einem Raum. 

Was in diesen Tagen auf den Pressekonferenzen im Rahmen der E3-Messe 2013 gesagt und gezeigte wurde, dass erinnert mich an das Jahr 2001. Dürfte so Spätsommer oder Herbst gewesen sein. Microsoft hatte eine Handvoll Journalisten zwecks näherem Kennenlernen der Xbox nach Monaco eingeladen. Ich spreche von der Xbox (Eins), nicht der Xbox One. Erstes Handdrauf steht auf dem Programm, außerdem die Preisgabe der Preisstrategie. 

Abends versammeln sich die Gäste, meine Wenigkeit mittendrin. Ich konzentriere mich auf die Ansprache und eine Präsentation. Meine Kollegen halten es ähnlich, geben sich ruhiger als heutzutage bei Pressekonferenzen. Sachlichkeit statt Jubeljournalismus. Microsoft schildert seine Pläne: Wann startet Microsoft sein erstes Videospiel-Vorhaben in Europa, welche Spiele wird es geben, was soll der Spaß kosten? Dann irgendwann Totenstille. Alle richten ihren Blick auf die Leinwand, starren gebannt auf eine Zahl: “479” steht dort zu lesen. Das Euro-Zeichen denke ich mir dazu. Soviel also soll die Xbox zur Markteinführung kosten. Ungläubiges Staunen unter den Anwesenden. Kann Microsoft das ernst meinen? 

Die Xbox One erscheint zeitgleich mit der Playstation 4.
Sie leistet ähnliches, kostet aber 100 Euro mehr.
Gebrauchtspiel-Hürde und Online-Zwang wirken wenig
einladend.

Microsofts damaliger Xbox-Guru J. Allard erzählt mir später bei einem Treff in Microsofts Münchner Dependance im Brustton der Überzeugung, die Konsole sei das Geld wert. Allards Augen leuchten, als er mir auf einem Xbox-Vorseriengerät das Rennspiel “Wreckless” vorführt. Dieser Roadmovie zum mitmachen demonstriert die Stärken des Geräts: “Das sieht toll aus, guck nur!”: chromglänzend die Felgen seines bärenstarken V8-Boliden, von Panik ergriffen die Fußgänger aus Bits und Bytes, wenn er mit 200 Sachen durch die engen Gassen einer fiktiven US-Metropole schießt. Ja, schnell, bunt und lebendig ist sie, die Verfolgungsjagd, der Vorsprung durch Technik wird sicht- und erlebbar. Vergleichbares wäre auf PlayStation 2 und GameCube aber ähnlich machbar. 

Es kommt der 14. März 2002, der Starttermin für die Xbox (Eins). Sicher hat sich J. Allard gewünscht, dass die Menschen in Richtung Xbox strömen. Tatsächlich sind sie aber wohl eher getröpfelt. Die Gravitation von Sonys Alternativ-Angebot dürfte zu stark gewesen sein. Die ähnlich leistungsfähige Playstation 2 wurde um 180 Euro preiswerter angeboten, und konnte außerdem noch mit Video-DVDs umgehen. Weiß nicht mehr genau, wie viele Wochen sich Microsoft für die Preiskorrektur Zeit gelassen hat. Binnen sechs bis acht Wochen fiel der Preis der Xbox (Eins) auf 299,- Euro. 

Die Xbox One wird um einen vergleichbaren Preissturz nicht herumkommen. Ich kann diesen Tag gut abwarten, und hole mir meinen Videospiel-Kick bis dahin woanders. Vielleicht ja sogar auf der Wii U mit einem neuem “Mario”, einem neuen “Metroid” oder einem neuen “Zelda”? Grafik ist nicht alles. Ist´s nie gewesen.

P.S.: Kollege René Meyer macht mich darauf aufmerksam, dass die Presseveranstaltung in Cannes stattgefunden hat, nicht in Monaco. Merci für den Hinweis!

P.P.S.: Der Fairness halber sei erwähnt, dass auch Sony uns Europäern beim Start der Playstation 2 ungebührlich in den Geldbeutel griff. Der Preis der Playstation 2 lag beim Start am 24. November 2000  bei 869,- DM. Er wurde binnen eines dreiviertel Jahres auf 599,- DM gesenkt. 

 

2013-06-11T11:22:00+02:00

Über mich

Spieleschreiber, das sind im Wesentlichen ich – Richard Löwenstein – und freie Kollegen, mit denen ich auftragsbezogen zusammenarbeite. Ich bewege mich seit 1984 in der Software-, Games- und Medienindustrie. Das Wort Spieleschreiber (“gamesauthor”) bezieht sich auf  die Tatsache, dass ich über Computerspiele schreibe und sie außerdem entwickle und produziere

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